This page and its associated links is dedicated to the memory of Egon Aufrichtig, born 7 February 1922, died 12 October 1941. Reproduced on this page is the letter written by Egon Aufrichtig from Kladovo on 1 July 1940 to his friend Hans [Haim] Ohrenstein who lived at Kibbutz Ne'ot Mordecha. Hans kept Egon's letters and photo until his own death. His brother Kurt, living in Regba Israel, inherited all his papers and documents and forwarded Egon's correspondence and photograph to Charlie Roberts, son of Egon's cousin Robert Aufrichtig [Austin]. We are grateful to Hans for his loyalty to Egon, and to Kurt for helping us to preserve his memory.

 

 

 

The following is as complete and accurate a transcription as legibility would permit.

                                                                                           Kladovo 1.VII.1940

 

Lieber Hans!

 

Endlich nach 7 Monaten bekomme ich von Dir ein Lebenszeichen, die liebe Karte vom 7.VI an meinem Onkel habe ich jetz erhalten und freue mich ungemein, dass Du Dich wirklich so noch mir  erkundigt hast. Lieber Hans, ich wusste schon lange, dass Du in Kinereth bist, nä(h)mlich die Uschi hat dem Toni geschrieben dass viele Bekannte von uns dort sind, aber ich hatte keine genaue Adresse, der l. Lisl habe ich geschrieben. Sie soll sich erkundigen wo du bist und im letzten Brief, schrieb Sie, dass Sie in Haifa ~~~ und Kinneret war und hat viel gefragt ob Du in der Kwuzah oder Moschawah bist, Sie schreibt auch, wie schön es bei Euch ist, eine herliche Gegend, auf einmal. Du weist wie die Lisl über Palëstina geschrieben hat, alles  andere als gut, Ich glaubte immer, die Uschi wird uns die Adresse angeben, aber ich wartete vergebens. Wer hat Dir die Adressse vom Onkel gegeben, die Lisl oder weranderer. Sie hätte Dir ja gleich meine Adresse geben können. Jetzt werte ich Dir schreiben was sich alles seit Wien erreignet hat. Wir sind, wie Du weisst, am Samstag den 25.XI weg gefahren, dass heisst erst  am Sonntag um 4 uhr früh fuhren wir vom Aspangbahnhof nach Marchegg wo die Zollkontrolle 4 Stunden dauerte, dann gings weiter noch Pressburg, am Abend wurden wir noch auf’s Schift gebracht, ein Deutsches, die Uranus, wir waren , mit den Leuten die schon in Pressburg waren zusammen 1000 Personen. In Pressburg standen wir 2 Wochen, dann fuhren wir weg, aber nur bis ~~~, der  ung. Grenze, denn wir mussten wieder zurück, die Gründe haben wir nicht erfahren. In Pressburg angekommen erwartetet uns noch 150 Staatenlose die noch mitgenommen werden mussten. Auch Goldenbaum war dort und nächsten Tag gings los. In Budapest hielten wir in der Nacht und in der früh fuhren wir nach Jugoslavien, an der Grenze in Bezdan, erwarteten uns 3 jugoslavische Schiffe und noch am selben

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Tag ging es weiter nach Vukovar, wo uns die hiesige Gemeinde begrüsste, wir  bekammen etliche Kisten Proviant und Toillettsachen mit und fuhren nächsten Tag weiter, wir hatten damals noch sehr schönes Wetter und das passieren der Katan Enge und des Eisernen Tores war wunderbar. An 13 Dez. kamen wir in Prahovo der letzen Jugosl. Station an. Hier hiess es wir können nicht weiter, die Donau ist schon vereist und Rumäinen lässt die Schiffe nicht durch, wir müssen umgerschifft werden und noch allerhand bonkes(?). Dort standen wir auch 2 Wochen und als die Donau began Eis zu treiben, fuhren wir zurüch nach Kladovo in den Winterhafen.  Kladavo liegt vis-à-vis Turn-Severin, wo die Deutschen Ihr Getreide abholen, tägl fahren deutche Schlepp auf und abwärts, noch Braila und Galatz Öl tanken, aber jetzt, wird glaube ich die “Hacken steht” (*”Hacken” means work in viennese dialect) denn die Union hat bereits alle Transporte konfisziert, die für Deutschl. bestimmt waren. Also am 1.1.1940 sind wir hierhengefahren und so sind wir noch immer hier. Jetzt werde ich Dir einzetheilen des Transportes mitteilen, dass Dir Die Haare zu Berge stehen werden.. 1. Geld war für diesen Transport überhaupt keines hier und ursprünglich solten nur 600 fahren, aber da sich die Gelegenheit ergab, “Juden aus dem Dritten Reich nach Pressburg zu bringen” wurden alle weggeschikt. Wir waren während den 2 Wochen in Pressburg schon so nahe, dass wir bald zurückgefahren währen. In Pressburg wieder ergab sich die Gelegenheit , Jugosl. Schiffe zu schartern und los zu fahren, wohin wusste niemand, mann schickte uns fort. Nichts war vorhanden , kein Geld, kein Hochseedarmpfer, garnichts. Erst vor 8 Tagen wurde uns dass alles durch den Herr Spitzer von der Beograder K. G mitgeleibt, bei dieser Ausprache, erklärte Er uns auch, dass an eine Fahrt nach Erez auf Illegalem Wege unmöglich ist. Also während 4 Monaten, die wir auf den Schiffen zugebracht haben, waren alle festen glaubens, dass wir, wenn die Donau Eisfrei wird, doch fahren werden. Im März, damals hiess es, der Eisstoss kommt, waren wir sogar eine ganze Nacht auf, um mit dem Gepäck an Land zu gehen. Wer nicht kam,war der Eisstoss und wer nicht fuhr, waren wir. Einmal waren waren wir schon in Hafen von Klodovo und alles war bereit zu Abfahrt, da kam

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M Aberbuch von Genf direkt zu uns und sagte uns, dass kein Geld hier sei und dass er einen rumänischen Schlepp gemietet habe und er werde sicher in Bälde eintreffen, wer nicht eintraff, war der Schlepp, wer wegfuhr war Herr M Aberbuch. Indessen wurde tägl. für die 3 Schiffe 45000 Dinar, das sind z.10000$ bezahlt und fürs Essen pro Person Din. 22 das ist ein ½ $. So ging es bis zum März, dann wurde von Din. 22 nur Dinar 15-. Und vor 6 Wochen sind aus den 15- schon 10- geworden. Dabei hatten wir vor 2 Wochen wieder so ein grosses Pech, die 3 Schiffe wurden schon anfang Mai abgezogen und ein Teil kam in den Ort und ein Teil wurde ,da wir ja schon wegfahren solten, auf ein eingenst dazu gekauftes und umgebautes ‘Objekt’ gebracht. Es ist ein gewönlicher Schlepp 1300 T und griechischen Herkunft. Besteht aus 11 Bunkern (das sind Laderäume) die in 4 Etagen gebaut sind und Pritschen haben. Also alles war bereit , es war am 15 Juni 1940, wir warteten nur auf dass sich der Herr Spitzer von uns verabschiedet und er kam und sagte uns, durch den  Eintritt Italiens ist es unmöglich weiter zu fahren . Ich bin hier im Orte mit ein ein Paar Moosbrunnern in einer schönen Wohnung, nä(h)mlich ich könnte Dir lieber Hans einer ganzen Roman schreiben, die Bündisch organisierten mussten am Schiff bleiben und die anderen sind hier im Ort. ~~~ ich gesehen habe wie den Nezach arbeitet, was heisst arbeitet es besteht überhaupt kein zusammenhangt zwichen unseren Leuten und den Staat(?)kibbutz, der Jeschurr David ist Moskin, kannst Dir vorstellen. Von den Dir bekannter Leuten ist Dort der Ilitz, der Rosenbaum und hier ist der Sandor und der Efram Ein Beispiel fur die sogenannten Chaluzim, Sie haben ein Mischleot und 2 Bruschen von uns hier haben sich von der Wiese beim Schiff ein Brett geholt, dies wurde weiter geleitet und die 2 werden vor das Gericht kommen. Die grösste Lächerlichkeit die ich je gesehen habe , dass weil hat ein Moskin Zigaretten gefasst obwohl er kein Raucher war. Das darf sein. Auf die Moosbrunner haben Sies (=sie es) besonders scharf, den wir kompromitieren Sie wo es geht. Der arme Jukl tut mir nur leid, er muss dass als Reiseleiter alles billiges. Im letzen Brief an die liebe Lisl hatte ich soquasi mein Testament gemacht, den wir wir wirklich am 15 Juni gefahren währen, wo währen wir jetzt,. Es wäre eine Katastrophe geworden. Seit 15. hat sich die Lage wieder geändert, erstens wurde verlautbart, dass die Möglichkeit besteht für uns hier Flüchtlingszertifikate zu bekommen. Diesbezüglich haben wir schon die Anträg auf die Erteilung ausgefüllt, ich habe meinen.

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Pass bereits auf dem Konsulat in Beograd zur Verlängerung. Die zweite Neuigkeit ist dass ab heute nur der Zins, das Essen und Beleuchtung von der K.G (Joint) bezahlt der alles andere muss aus eigenum Mitteln bezahlt werden. Dazu wurde ein Fond bestellt der einen gewissen Prozentsatz des Geldes, welches manche von Ihren Verwandten und Bekannten erhalten, einkassiert für Toilettsachen, Zigggaretten ( im Monat allein 20000 Dinar) und andere Schmontzes. Ich möchte Dir jetzt über meine privaten Verhälstnisse etwas erzählen . Mir geht es hier sehr gut, ich bekomme jeden Monat von meiner Tante die in.Zagreb ist 100 Din. manchmal, dass heisst jeden 2 Monat  von Chicago $2 das sind auch 100 Din. Aber alles ist zu wenig. Ich bekomme jetz sogar Zulage weil ich vorige Woche etwas krank war, tägl ½ Milch 2 Eier und 5 dkg Butter. Also besser kann es einem nicht gehen. Die liebe Mutti  hat ein neues Affidavit bekommen und wird wohscheinlich nächsten Monat nach USA fahren, entweder über Lissabon oder Sibierien. Meine Mutter will unter allen Umshänden, dass ich nach USA fahre, aber ich müsste hier warten, bis die Mutti mir ein Affidavit schickt, da bei meinem, die Steuerbestätigung vom 39 Jahr fehlt, sonst wäre ich schon längst auf der Reise, ich hätte im März die Untersuchung bekommen. Aber vorläufig ist es hier am sichersten, den weder nach USA nach Erez besteht jetzt die Aussicht, höchstens wir fahren mit den Bahn durch die Türkei. Bitte lieben Hans ich glaube ich habe Dir fürs erste genung geschrieben. Du wirst Dich gar nicht auskennen. Bitte antworte sofort und schreibe ausführlich wie es Dir geht und was Du machst? Was macht mein Anzug? Ist er bei Dir, und die anderen Sachen, glaubst Du dass ich die Koffer in Haifa noch sehen werde? Sind sie überhaupt noch dort? Wer ist noch alles von den Bekannten in Deiner Nähe? Meine Adresse ist: Kladovo, Kralja Petror ul.19. Jetzt gerade fliegen Bomber über Turn-Severin, ich sehe nicht ob es Rumänien oder andere sind. Lieber Hans ich schliesse und ich hoffe dass Du sofort antworten wirst und verleibe als dein Freund

                                                                                       Egon Aufrichtig

 

Egon's Letter of 12 November 1940

Egon's Letter of 20 January 1941

Egon Aufrichtig - Kladovo-Šabac

Egon Aufrichtig - Dead-End Journey