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Kladovo 1.VII.1940
Lieber Hans!
Endlich nach 7 Monaten bekomme ich von Dir ein Lebenszeichen, die liebe Karte vom 7.VI an meinem Onkel habe ich jetz erhalten und freue mich ungemein, dass Du Dich wirklich so noch mir erkundigt hast. Lieber Hans, ich wusste schon lange, dass Du in Kinereth bist, nä(h)mlich die Uschi hat dem Toni geschrieben dass viele Bekannte von uns dort sind, aber ich hatte keine genaue Adresse, der l. Lisl habe ich geschrieben. Sie soll sich erkundigen wo du bist und im letzten Brief, schrieb Sie, dass Sie in Haifa ~~~ und Kinneret war und hat viel gefragt ob Du in der Kwuzah oder Moschawah bist, Sie schreibt auch, wie schön es bei Euch ist, eine herliche Gegend, auf einmal. Du weist wie die Lisl über Palëstina geschrieben hat, alles andere als gut, Ich glaubte immer, die Uschi wird uns die Adresse angeben, aber ich wartete vergebens. Wer hat Dir die Adressse vom Onkel gegeben, die Lisl oder weranderer. Sie hätte Dir ja gleich meine Adresse geben können. Jetzt werte ich Dir schreiben was sich alles seit Wien erreignet hat. Wir sind, wie Du weisst, am Samstag den 25.XI weg gefahren, dass heisst erst am Sonntag um 4 uhr früh fuhren wir vom Aspangbahnhof nach Marchegg wo die Zollkontrolle 4 Stunden dauerte, dann gings weiter noch Pressburg, am Abend wurden wir noch auf’s Schift gebracht, ein Deutsches, die Uranus, wir waren , mit den Leuten die schon in Pressburg waren zusammen 1000 Personen. In Pressburg standen wir 2 Wochen, dann fuhren wir weg, aber nur bis ~~~, der ung. Grenze, denn wir mussten wieder zurück, die Gründe haben wir nicht erfahren. In Pressburg angekommen erwartetet uns noch 150 Staatenlose die noch mitgenommen werden mussten. Auch Goldenbaum war dort und nächsten Tag gings los. In Budapest hielten wir in der Nacht und in der früh fuhren wir nach Jugoslavien, an der Grenze in Bezdan, erwarteten uns 3 jugoslavische Schiffe und noch am selben
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Tag ging es
weiter nach Vukovar, wo uns die hiesige Gemeinde begrüsste, wir
bekammen etliche Kisten Proviant und Toillettsachen mit und fuhren nächsten
Tag weiter, wir hatten damals noch sehr schönes Wetter und das passieren der
Katan Enge und des Eisernen Tores war wunderbar. An 13 Dez. kamen wir in Prahovo
der letzen Jugosl. Station an. Hier hiess es wir können nicht weiter, die Donau
ist schon vereist und Rumäinen lässt die Schiffe nicht durch, wir müssen
umgerschifft werden und noch allerhand bonkes(?). Dort standen wir auch 2 Wochen
und als die Donau began Eis zu treiben, fuhren wir zurüch nach Kladovo in den
Winterhafen. Kladavo liegt vis-à-vis
Turn-Severin, wo die Deutschen Ihr Getreide abholen, tägl fahren deutche
Schlepp auf und abwärts, noch Braila und Galatz Öl tanken, aber jetzt, wird
glaube ich die “Hacken steht” (*”Hacken” means work in viennese
dialect) denn die Union hat bereits alle Transporte konfisziert, die für
Deutschl. bestimmt waren. Also am 1.1.1940 sind wir hierhengefahren und so sind
wir noch immer hier. Jetzt werde ich Dir einzetheilen des Transportes mitteilen,
dass Dir Die Haare zu Berge stehen werden.. 1. Geld war für diesen Transport überhaupt
keines hier und ursprünglich solten nur 600 fahren, aber da sich die
Gelegenheit ergab, “Juden aus dem Dritten Reich nach Pressburg zu bringen”
wurden alle weggeschikt. Wir waren während den 2 Wochen in Pressburg schon so
nahe, dass wir bald zurückgefahren währen. In Pressburg wieder ergab sich die
Gelegenheit , Jugosl. Schiffe zu schartern und los zu fahren, wohin wusste
niemand, mann schickte uns fort. Nichts war vorhanden , kein Geld, kein
Hochseedarmpfer, garnichts. Erst vor 8 Tagen wurde uns dass alles durch den Herr
Spitzer von der Beograder K. G mitgeleibt, bei dieser Ausprache, erklärte Er
uns auch, dass an eine Fahrt nach Erez auf Illegalem Wege unmöglich ist. Also während
4 Monaten, die wir auf den Schiffen zugebracht haben, waren alle festen glaubens,
dass wir, wenn die Donau Eisfrei wird, doch fahren werden. Im März, damals
hiess es, der Eisstoss kommt, waren wir sogar eine ganze Nacht auf, um mit dem
Gepäck an Land zu gehen. Wer nicht kam,war der Eisstoss und wer nicht fuhr,
waren wir. Einmal waren waren wir schon in Hafen von Klodovo und alles war
bereit zu Abfahrt, da kam
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M Aberbuch von Genf direkt zu uns und sagte uns, dass kein Geld hier sei und dass er einen rumänischen Schlepp gemietet habe und er werde sicher in Bälde eintreffen, wer nicht eintraff, war der Schlepp, wer wegfuhr war Herr M Aberbuch. Indessen wurde tägl. für die 3 Schiffe 45000 Dinar, das sind z.10000$ bezahlt und fürs Essen pro Person Din. 22 das ist ein ½ $. So ging es bis zum März, dann wurde von Din. 22 nur Dinar 15-. Und vor 6 Wochen sind aus den 15- schon 10- geworden. Dabei hatten wir vor 2 Wochen wieder so ein grosses Pech, die 3 Schiffe wurden schon anfang Mai abgezogen und ein Teil kam in den Ort und ein Teil wurde ,da wir ja schon wegfahren solten, auf ein eingenst dazu gekauftes und umgebautes ‘Objekt’ gebracht. Es ist ein gewönlicher Schlepp 1300 T und griechischen Herkunft. Besteht aus 11 Bunkern (das sind Laderäume) die in 4 Etagen gebaut sind und Pritschen haben. Also alles war bereit , es war am 15 Juni 1940, wir warteten nur auf dass sich der Herr Spitzer von uns verabschiedet und er kam und sagte uns, durch den Eintritt Italiens ist es unmöglich weiter zu fahren . Ich bin hier im Orte mit ein ein Paar Moosbrunnern in einer schönen Wohnung, nä(h)mlich ich könnte Dir lieber Hans einer ganzen Roman schreiben, die Bündisch organisierten mussten am Schiff bleiben und die anderen sind hier im Ort. ~~~ ich gesehen habe wie den Nezach arbeitet, was heisst arbeitet es besteht überhaupt kein zusammenhangt zwichen unseren Leuten und den Staat(?)kibbutz, der Jeschurr David ist Moskin, kannst Dir vorstellen. Von den Dir bekannter Leuten ist Dort der Ilitz, der Rosenbaum und hier ist der Sandor und der Efram Ein Beispiel fur die sogenannten Chaluzim, Sie haben ein Mischleot und 2 Bruschen von uns hier haben sich von der Wiese beim Schiff ein Brett geholt, dies wurde weiter geleitet und die 2 werden vor das Gericht kommen. Die grösste Lächerlichkeit die ich je gesehen habe , dass weil hat ein Moskin Zigaretten gefasst obwohl er kein Raucher war. Das darf sein. Auf die Moosbrunner haben Sies (=sie es) besonders scharf, den wir kompromitieren Sie wo es geht. Der arme Jukl tut mir nur leid, er muss dass als Reiseleiter alles billiges. Im letzen Brief an die liebe Lisl hatte ich soquasi mein Testament gemacht, den wir wir wirklich am 15 Juni gefahren währen, wo währen wir jetzt,. Es wäre eine Katastrophe geworden. Seit 15. hat sich die Lage wieder geändert, erstens wurde verlautbart, dass die Möglichkeit besteht für uns hier Flüchtlingszertifikate zu bekommen. Diesbezüglich haben wir schon die Anträg auf die Erteilung ausgefüllt, ich habe meinen.
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Pass bereits
auf dem Konsulat in Beograd zur Verlängerung. Die zweite Neuigkeit ist dass ab
heute nur der Zins, das Essen und Beleuchtung von der K.G (Joint) bezahlt der
alles andere muss aus eigenum Mitteln bezahlt werden. Dazu wurde ein Fond
bestellt der einen gewissen Prozentsatz des Geldes, welches manche von Ihren
Verwandten und Bekannten erhalten, einkassiert für Toilettsachen, Zigggaretten
( im Monat allein 20000 Dinar) und andere Schmontzes. Ich möchte Dir jetzt über
meine privaten Verhälstnisse etwas erzählen . Mir geht es hier sehr gut, ich
bekomme jeden Monat von meiner Tante die in.Zagreb ist 100 Din. manchmal, dass
heisst jeden 2 Monat von Chicago $2
das sind auch 100 Din. Aber alles ist zu wenig. Ich bekomme jetz sogar Zulage
weil ich vorige Woche etwas krank war, tägl ½ Milch 2 Eier und 5 dkg Butter.
Also besser kann es einem nicht gehen. Die liebe Mutti hat ein neues Affidavit bekommen und wird wohscheinlich nächsten
Monat nach USA fahren, entweder über Lissabon oder Sibierien. Meine Mutter will
unter allen Umshänden, dass ich nach USA fahre, aber ich müsste hier warten,
bis die Mutti mir ein Affidavit schickt, da bei meinem, die Steuerbestätigung
vom 39 Jahr fehlt, sonst wäre ich schon längst auf der Reise, ich hätte im März
die Untersuchung bekommen. Aber vorläufig ist es hier am sichersten, den weder
nach USA nach Erez besteht jetzt die Aussicht, höchstens wir fahren mit den
Bahn durch die Türkei. Bitte lieben Hans ich glaube ich habe Dir fürs erste
genung geschrieben. Du wirst Dich gar nicht auskennen. Bitte antworte sofort und
schreibe ausführlich wie es Dir geht und was Du machst? Was macht mein Anzug?
Ist er bei Dir, und die anderen Sachen, glaubst Du dass ich die Koffer in Haifa
noch sehen werde? Sind sie überhaupt noch dort? Wer ist noch alles von den
Bekannten in Deiner Nähe? Meine Adresse ist: Kladovo, Kralja Petror ul.19.
Jetzt gerade fliegen Bomber über Turn-Severin, ich sehe nicht ob es Rumänien
oder andere sind. Lieber Hans ich schliesse und ich hoffe dass Du sofort
antworten wirst und verleibe als dein Freund
Egon Aufrichtig
Egon's Letter of 12 November 1940
Egon's Letter of 20 January 1941